Singener Friseurinnen schneiden Kunden der Singener Tafel die Haare und verlangen nichts dafür.

Menschen mit wenig Geld freuen sich übers Angebot.

 

Matilda Valenti (links) und Sabine Jakovljevic (rechts) flechten die Zöpfe bei Annika Rees. Hinten rechts schneidet die Chefin des Haarstudios Trendline, Andrea Ruh, Michael Danieli die Haare. Christine Ghazouani (links daneben) schaut zu.

Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Kostenlose Haarschneideaktionen für Menschen mit wenig Geld gibt es schon in anderen Städten. Diese Idee hat Andrea Ruh vom Haarstudio Trendline aus Rielasingen nun zusammen mit Christine Ghazouani, Mitarbeiterin der Arbeiterwohlfahrt, aufgegriffen. Am Montag nutzten Kunden der Tafel und Mitarbeiter des Tafelgartens diese Möglichkeit, kostenlos einen schönen Haarschnitt zu bekommen.

Montags hat das Haarstudio Trendline in der Rielasinger Poststraße eigentlich zu. Doch in dieser Woche haben sich die Friseurinnen um Chefin Andrea Ruh zu einer recht spontanen Aktion entschlossen. Im Tafelgarten der Arbeiterwohlfahrt und in den Räumen der AWO am Heinrich-Weber-Platz schneiden sie Tafel-Kunden und Mitarbeitern des Tafelgartens kostenlos die Haare. Oder sie zupfen Augenbrauen. Was von den Kunden gewünscht wird. "Was machen wir denn?", fragt Andrea Ruh Michael Danieli. Er ist gegen 12.30 Uhr der erste Kunde, der in den zum Frisiersalon umfunktionierten Besprechungsraum im ersten Obergeschoss der AWO kommt. "Schön kurz, eine schöne Weihnachtsfrisur", wünscht sich Danieli. "Meine Haare wachsen ja eher in die Breite", sagt der Mann mit dem vollen Haarschopf und kurzem Bart. "Und seitlich und hinten kann ich rasieren?", fragt die Chefin des Haarstudios. Ja, damit ist er einverstanden. "Und was ist mit dem Bart?" "Nein, der Bart soll so bleiben", da ist sich Michael Danieli ganz sicher. Vor vier Monaten war er zum letzten Mal beim Frisör. Dann zahlt er so um die zehn Euro. Deshalb nimmt er das kostenlose Angebot des Haarstudios gern an.

Andrea Ruh und Christine Ghazouani hatten die Idee für die Aktion. "Wir sind ja schon lange befreundet und haben immer mal wieder solche Ideen", sagt Christine Ghazouani. Da sich nicht alle Kunden der Tafel so leicht trauen, macht sie im Tafel-Restaurant noch Werbung und bringt einige Kunden mit. Brigitta Schweißfeld lässt sich von Daya Kiefer die Haare schneiden und Locken machen. So ein Schnitt würde sonst so zwischen 28 und 35 Euro kosten. Zwei Mal im Jahr geht sie normalerweise Frisör.

Sie freut sich über die Aktion und ihre neuen Wellen, die Daya Kiefer mit dem Glätteisen zaubert. Als sie fertig ist, ist sie begeistert: "Den Schal lasse ich jetzt mal weg, sonst sieht man die Locken nicht", ist Brigitte Schweißfeld stolz. Ganz glücklich ist auch Tafel-Mitarbeiterin Fatma del Fatmi mit ihren neu gezupften Augenbrauen. Annika Rees, die bei der Tafel einen Bundesfreiwilligendienst macht, lässt sich von Sabine Jakovljevic und Matilda Valenti zwei schöne, französische Zöpfe flechten.

Eine Spende geht an ein Kinderheim

Bis etwa 16 Uhr hatte das Team des Haarstudios dann rund 40 Menschen die Haare geschnitten. Obwohl die Aktion für die Kunden kostenlos war, haben viele dennoch etwas in das rosa Sparschwein gesteckt. Kurz vor Weihnachten möchte Andrea Ruh die Spende an das Kinderheim Peter und Paul übergeben. Deshalb lasse man das Sparschwein nun auch noch im Haarstudio für den guten Zweck stehen. "Im Sommer möchten wir auf dem Heinrich-Weber-Platz mal einen Flashmob machen und hoffen, dass wir dann noch andere Frisöre und vielleicht auch Auszubildende mit ins Boot holen", sagt Christine Ghazouani.

Die Aktion

Zielgruppe waren Menschen mit einer Kundenkarte der Tafel, Inhaber des Sozialpasses, eines ALG-II-Bescheids oder eines Wohnberechtigungsscheins. Die Kundenkarte für die Tafeln erhalten Haushalte gestaffelt nach dem Nettoeinkommen und der Zahl der im Haushalt lebenden Personen. Die Nettoeinkommensgrenze beträgt 1000 Euro (eine Person), 1300 Euro (zwei Personen), 1500 Euro (drei), 1700 (vier), 1900 (fünf), 2100 (sechs). Die Berechnung erfolgt ohne Anrechnung des Kindergeldes. Jeder Bezieher von Arbeitslosengeld II, Grundsicherung oder Sozialhilfe erhält automatisch ohne weitere Prüfung eine Kundenkarte. Die Gültigkeit der Kundenkarte ist auf ein Jahr begrenzt. Diese Vorgaben gelten seit November 2012 für die Tafeln im Landkreis Konstanz. (sgr)

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