Die Struktur der Tafeln ändert sich

Südkurier Singen           von Eva Grundl

Für Menschen in Singen, die materiell und finanziell nicht gut gestellt sind, bietet an fünf Tagen in der Woche die Tafel am Heinrich-Weber-Platz einen Mittagstisch. An wöchentlich vier Tagen sind die Pforten des Tafelladens geöffnet. "Die Nachfrage bleibt zwar seit einiger Zeit gleich, doch hat sich die Kundschaft verändert", erläuterte der Vorstandsvorsitzende Udo Engelhardt bei der Mitgliederversammlung der Singener Tafel. Das bedeutet, dass vormittags überwiegend Russlanddeutsche einkaufen, während Menschen vor allem aus Afghanistan oder Syrien dies nachmittags tun. "Die Menschen aus Afghanistan, Syrien und anderen Ländern lernen vormittags unter anderem die deutsche Sprache", berichtet Engelhardt. Jene Probleme der Essener Tafel, welche vor einigen Wochen für Aufsehen sorgten, hatten übrigens auch in Singen bestanden, allerdings bereits zum Jahresanfang 2016: "Die Herausforderung dabei waren ganz klar die fehlenden Sprachkenntnisse, das hat auch für die Helferinnen die Arbeit zum Teil schwer gemacht. Jetzt sprechen die Geflüchteten besser Deutsch und entsprechend sind die Probleme zurückgegangen."

Im Landkreis Konstanz bezogen im vergangenen Jahr 4400 Menschen Lebensmittel aus den Tafelläden in Stockach, Engen, Radolfzell, Konstanz und Singen. Zwischen 44 und 75 Prozent der Kunden waren Geflüchtete. Aktuell verzeichnen die Tafeln im Kreis Konstanz, die sich aus Spenden, Mitgliederbeiträgen, Bußgeldern und Zuschüssen finanzieren, 121 Mitglieder und 175 aktive Helfer.

Kulturtafeln ergänzen das Angebot

"Die Zustimmung zur Umbenennung in 'Tafeln' in unserem Landkreis sorgt für einen hohen, raschen Wiedererkennungswert", ist sich Willy Wagenblast sicher. Er ist für die Finanzen zuständig. Als Mitglied im geschäftsführenden Bundesvorstand, der noch am Logo für die Tafeln in ganz Deutschland feilt, ist er eine Art heißer Draht nach Berlin.

 

Zusätzlich zum Rückblick auf eine große Bandbreite an Aktivitäten rund um die Singener Tafel gab es bei der Mitgliederversammlung eine Vorschau auf jene im Jahr 2018. Demnächst steht die Inbetriebnahme des Lagers mitsamt entsprechender Logistik für die Regio-Tafeln zwischen Ravensburg und Rottweil sowie für die Tafeln im Kreis Konstanz an. Hier konnte in Worblingen ein entsprechend großes Areal gefunden werden. Eine wichtige Rolle spielen künftig die sogenannten Kulturtafeln. Sie sollen die kulturelle Teilhabe ermöglichen, sei es durch Freikarten einer entsprechenden Einrichtung etwa oder durch ein privat abgetretenes Aboticket.

Infos im Internet: www.tafel-singen.de und www.tafeln-kreis-konstanz.de

 

Fünf Läden im Kreis

Der Singener Tafelverein betreibt die fünf Tafelläden in Singen, Stockach, Konstanz, Radolfzell und Engen sowie den Mittagstisch in Singen. 740 Kunden kauften 2016 im Singener Tafelladen ein, die Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent gestiegen. Zum Mittagstisch werden an fünf Tagen in der Woche 45 bis 50 Essen im Tafelrestaurant am Heinrich-Weber-Platz ausgegeben. 164 Helfer, die meisten davon ehrenamtlich, waren 2016 für den Verein im Einsatz.

Spendenkonto: Singener Tafel e.V., Sparkasse Singen-Radolfzell, IBAN: DE90 6925 0035 0003 6036 02, BIC: SOLADES1SNG.

von Eva Grundl

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